Unsere Reise führt uns weiter von Avilés ostwärts entlang der zerklüfteten spanischen Nordküste. Hier bestimmen Wind, Seegang und Wetter unser Vorankommen und so bleiben wir zunächst noch etwas länger in Avilés und machen von dort aus Abstecher in das Umland.
Als allererstes gibt es allerdings Grund zu feiern, denn Mia wird eins und das feiern wir unter anderem mit einem ausgiebigen Besuch am Strand, wo, wie man sieht, fleißig Sandkuchen verspeist wurde.
Außerdem wollen wir die Gelegenheit nicht verpassen eine der bestbewertesten Wanderungen in Spanien zu erleben, die Ruta del Cares. Der Weg, der einst als Wartungsweg für einen Wasserkanal und das zugehörige Wasserkraftwerk in den Fels geschlagen wurde, führt uns durch eine beeindruckende Schlucht mit schönen Panoramen.
Im Vergleich zu Somiedo steppt hier allerdings auch in der Vorsaison der Bär und es ist uns bereits deutlich zu heiß. Leider ist an eine Erfrischung im tief unten rauschenden Fluss nicht zu denken. Unterm Strich eine manchmal spannende und schwindelerregende Wanderung aber auch ein Hatsch auf breiten Wegen auf denen Jannis nur selten kurze Stücke laufen darf. Ach ja, zu dem Erlebnis gehört leider auch, dass wir Mias schönen Wollwalkanzug nur halbherzig an der Kiepe festmachen und ihn dann entlang des Weges verlieren. Es war der Erste, sollte aber nicht der letzte Verlust während unserer Reise bleiben.
Nachdem sich ein kleines Wetterfenster auftut, geht es für uns weiter nach Gijon. Wir machen etwas Sightseeing in der Stadt und besuchen das Aquarium, das uns ausgesprochen gut gefällt. Außerdem wird es auch endlich mal Zeit, dass ich mich unserem Propeller und dem Unterwasserschiff widme. Während des Winters hatten einige Schalentiere die Gelegenheit genutzt, um die an unseren Liegeplatz angrenzende Muschelfarm zu verlassen und sich dort niederzulassen. Leider bremsen uns diese blinden Passagiere jedoch ordentlich ein, sodass sie ein neues Zuhause im Hafenbecken von Gijon finden.
Nach einigen Tagen geht es für uns weiter in die Ria de Villaviciosa wo wir einen traumhaften Ankerplatz in einem bei Niedrigwasser gerade noch ausreichend tiefen Becken finden. Es ist für uns das erste Mal, dass wir in einem Fluss ankern und ein besonderes Gefühl zu wissen, dass man nur bei Hochwasser, ausreichend Wasser unter dem Kiel hat, um raus zu kommen.
Wir schmieden seit Tagen Pläne für unser weiteres Routing nach Schottland und sehen, dass das nächste Tiefdruckgebiet uns eine Überfahrt über die Biskaya bescheren kann. Da die Hauptwindrichtung eine andere ist und ein Hochdruckgebiet nach dem nächsten durchzieht, mussten wir tatsächlich schon relativ lange auf ein Wetterfenster warten. Also machen wir uns bereit, planen, was wir planen können, stellen uns gedanklich und moralisch auf die zweitägige Überfahrt ein. Philippe checkt konstant das Wetter und erstellt Wetterroutings, während ich mit der Einkaufsliste und der Vorbereitung für unsere Mahlzeiten an Bord beschäftigt bin. Da das die Abfahrt immer näher rückt, genießen wir umso mehr die Tage am Strand, Jannis hat endlich einen Spielkameraden gefunden und wir saugen das gute Wetter noch einmal richtig auf. Und dann kann es losgehen, unter Deck ist alles für die Nacht vorbereitet, wir starten unseren Motor und lichten den Anker, um abzulegen und neue Abenteuer zu entdecken.
Aber was ist das? Wenige Minuten nachdem wir segelgesetzt und Kurs genommen haben springt der Alarm in der Bilge an. Wasser im Schiff – Motor? Seeventile? Ruder? – Entwarnung: Es war nur das Bord-WC an dem unser Sohn zuvor gespielt hat und das nicht ausreichend verschlossen war. Wir erholen uns schnell vom kurzen Schocker und fahren weiter.
Irgendwie fühlt es sich diesmal jedoch nicht gut an. Wir segeln hart am Wind gegen eine kurze Welle und kommen nicht gut voran. Nach nur einer Stunde schauen Philippe und ich uns an und wissen in diesem Moment unser Fernziel Schottland Gerät ins Wanken. Nach einigem hin und her treffen wir dann die Entscheidung abzufallen und nach Ribadesella zu fahren. Diese Entscheidung fällt uns sehr schwer, da wir mit der Kursänderung unseren Wunsch nach Schottland zu segeln ad Acta legen müssen. Die verbleibende Zeit würde uns nicht genügen, um das Land entspannt in den ruhigeren Sommermonaten bereisen zu können. Auch wenn wir nur schweren Herzens den Kurs wechseln, sind wir dann aber doch sehr froh auf unser Bauchgefühl gehört zu haben und um Mitternacht in Ribadesella anzukommen.
Am zweiten Tag in Ribadesella macht neben uns ein großer kanadisch geflaggter Katamaran fest. Wir kommen ins Gespräch und finden raus, dass sie eigentlich auch über die Biskaya wollten und schlussendlich die gleiche Entscheidung getroffen haben wie wir. Das bestätigt uns noch einmal in unserer Entscheidung. Nach schönen Tagen in Ribadesella fahren wir zunächst weiter in Richtung Llanes.
Dort angekommen unternehmen wir noch einmal einen Ausflug in die Berge, die Picos. Wir wollen zu den Lagos de Covadonga, mehreren Seen vor einem wunderbaren Bergpanorama. Leider haben diesen Plan auch noch andere und so kann man die letzten 20 km nur mit einem öffentlichen Shuttle-Bus zurücklegen. Nach langem Warten und einer abenteuerlichen Busfahrt erleben wir eine schöne Wanderung mit tollen Aussichten und ich habe sogar noch ein kleines Queerfeldein-Gipfelerlebnis. Spätestens jetzt freuen wir uns, dass wir doch noch einmal kehrt gemacht haben.
Aber nun heißt es für uns tatsächlich langsam an die Überfahrt zu denken, da wir auch nicht zu weit in die Bucht von Biskaya hineinfahren wollen, um möglichst gute Kurse zum Wind fahren zu können. Davon dann im nächsten Blog mehr.