Juni 2024 – Wir haben bereits von unserem ersten Anlauf berichtet, die Biskaya zu überqueren. Nach einigen weiteren Ausflügen und Hafenaufenthalten sind wir froh, noch ein wenig mehr von der spanischen Nordküste gesehen zu haben. Nun öffnet sich wieder ein Wetterfenster, um die Biskaya zu überqueren, also machen wir uns bereit.
Wir starten aus dem idyllischen San Vicente de la Barquera, einem kleinen Ort, der uns einen ruhigen Ankerplatz im Fluss beschert und gleichzeitig eine sehenswerte Burg mit großartigem Blick auf das Flussdelta des Brazo Mayor bietet. Am Strand treffen wir auf eine junge deutsche Familie, die ebenfalls in Elternzeit, aber statt auf einem Segelboot mit dem Camper unterwegs, ist. Besonders für Jannis ist es eine tolle, wenn auch kurze Begegnung mit einem Spielpartner.

Allerdings erleben wir hier auch ein kleines Missgeschick, bei dem wir mit einem blauen Auge davonkommen. Der Wind dreht und frischt auf, sodass wir unseren Ankerplatz in ein Mooringfeld verlegen müssen. Und natürlich passiert es gerade hier: Der Anker rutscht, und wir kommen einem Motorboot zu nahe. Das Ergebnis – zum Glück nur ein kleiner Kratzer im Gelcoat. Wieder eine wertvolle Lektion.

Am nächsten Morgen geht es dann endlich los auf die Biskaya. 200 Seemeilen liegen vor uns. Die Windprognose sieht vielversprechend aus, wenn auch mit sportlichem Potential. Und genau so wird es auch. Schon zu Beginn sind wir flott unterwegs, erst auf Halbwindkurs und nachts dann mit raumen Winden. Der Wind nimmt stetig zu, und mit ihm werden die Wellen größer. Immer wieder übersteigen die Böen 30 Knoten. In der Nacht weckt mich der entsprechende Alarm aus meinen 20-minütigen Nickerchen, um die Lage zu checken. Genau in diesen Momenten sind wir froh, auf einem so robusten Schiff mit einem zuverlässigen Autopiloten unterwegs zu sein. Am Morgen werden wir dann von Delfinen am Bug überrascht, die uns ein Stück weit begleiten und wild herumspringen. Nach etwa 30 Stunden erreichen wir Les Sables d’Olonne – der Start- und Zielhafen der berühmten Vendée Globe. Nach einer solchen Überfahrt bekommen die Leistungen der Solo-Weltumsegler für uns eine ganz neue Bedeutung.
Wir verbringen ein paar Tage in Les Sables d’Olonne, wo wir das Karussell am Strand ausgiebig testen. Von dort geht es entlang der französischen Atlantikküste nordwestwärts. Unser erstes Ziel: die kleine Île d’Yeu, die etwa 10 Seemeilen von der Küste entfernt im Atlantik liegt. Das bevorzugte Fortbewegungsmittel auf der Insel ist das Fahrrad. Also mieten wir uns ein Rad mit Kindersitz und ein weiteres mit Anhänger für unsere Entdeckungstour. Ein Highlight: die Crêperie Le Vagabond, die uns mit hervorragenden bretonischen Crêpes verwöhnt – auch wenn wir uns offiziell noch in der Vendée befinden.
Von Île d’Yeu geht es weiter über Noirmoutier nach Belle Île und den benachbarten Eilanden Hoedic und Île d’Houat. Diese kleinen Inseln erkunden wir zu Fuß, und sie begeistern uns mit wunderschönen Sandstränden und absoluter Abgeschiedenheit. Hier teste ich auch zum ersten Mal mein neu angeschafftes Wingfoiling-Board. Der Wind ist zwar stark, aber schließlich gelingen mir die ersten Meter auf dem Foil – ein tolles Gefühl!

Belle Île ist touristisch deutlich stärker erschlossen. Schon vor der Hafeneinfahrt kommt uns ein kleines Schlauchboot entgegen. Eine junge Französin erklärt uns, dass im engen Hafen auch größere Fähren ein- und ausfahren, und wir bitte außerhalb warten sollen. Als wir schließlich die Genehmigung zur Einfahrt erhalten, schlängeln wir uns bei Hochwasser bis in das tidenunabhängige Hafenbecken, das ein Hafenbüro beherbergt, das an Hobbingen erinnert. Nur ein kleiner Unfall mit Jannis, der uns mal wieder einen Krankenhausbesuch beschert, trübt unsere Tage auf Belle Île. Wieder leihen wir uns Fahrräder und erkunden die Insel. Ein kulinarisches Highlight: Das Eis von Audrey Echard in der Nähe des Hafens. Über mehrere Tage probieren wir uns durch die verschiedenen Sorten und sind jedes Mal begeistert. Hier wird noch alles selbst gemacht, ganz ohne die üblichen „Pulvermischungen“.
Weiter geht es nach Lorient, wo uns Jannis Kindergartenfreund Felix zusammen mit seiner Mama und Schwester besuchen. Für die nächste Woche sind an Bord also die Kinder in der Überzahl. Drei Erwachsene und vier Kleinkinder auf einem Segelboot – das sorgt sicherlich bei dem ein oder anderen für Fragen zu unserer „Konstellation“. Eines ist sicher: Wir sind in jedem Hafen ein echter Hingucker.