Elternzeit unter Segeln

Das Stockholm Archipel

Wo soll ich nur beginnen zu berichten? Man hat uns schon früh gesagt, dass das Stockholm Archipel genug Ankerplätze und Erkundungsmöglichkeiten für ein ganzes Leben bietet und so kommt es uns auch vor. Nachdem wir Stockholm verlassen haben und wieder entlang der Waterfront die Stadt verlassen, sind wir erleichtert so viel erledigt zu haben und gleichzeitig gespannt auf die Natur.

Und dann das…. Dumdumdum (dramatische Musik). Versetzt euch kurz in eine angsterfüllte, ahnungslose Stimmung.

Was ist bitte hier los? Bricht ein Krieg aus? Stau auf dem Wasser?
Willkommen mittendrin im Rennen zum großen Midsommar-Wochenende. Die Stadt gehört für dieses Wochenende den Touristen und alle, die einen schwimmbaren Untersatz haben, fliehen aus der Stadt, um das besondere Wochenende in der Natur zu verbringen. Was für ein Bild. Man bekommt schnell den Eindruck, als müsste man so schnell es geht zu einem ausgewählten Ankerspot, doch wir besinnen uns und testen zunächst unseren neuen Heckanker für eine entspannte Mittagspause und ein Erfrischungsbad.

Trotz der Fülle an Booten finden wir am späten Nachmittag einen schönen Ankerplatz in Löckholmen, das direkt gegenüber von Sandhamn, dem berühmten Drehort für „Mord im Midsommer“, liegt. Wir verbringen hier einen wundervollen Tag, bei dem wir die Gassen der großen Schäre und den schönen Sandstrand genießen. Unsere neue Errungenschaft, eine Strandmuschel wird getestet und für gut befunden. Ein Baby vor den Einflüssen der Natur zu schützen ist gar nicht so einfach und wir sind abermals froh, nicht in noch heißere Gefilde aufgebrochen zu sein.

Die Vielzahl der Ankermöglichkeiten ist für uns häufig erschlagend. Mit der App HarbourGuide versuchen wir die schönsten Spots ausfindig zu machen. Als Kriterium ist uns meist wichtig, dass die Schäre groß genug ist, um eine kleine Wanderung machen zu können.
So hat es uns auch nach Bullerön oder wie wir sagen „Bullerbü“ verschlagen. Wir kämpfen uns durch das Dickicht, bis wir auf einen markierten Wanderweg treffen. Einige der Schären wurden im früheren Jahrhundert von Bauernfamilien besiedelt und im Laufe der Zeit von Kaufmannsleuten aufgekauft, um dort ihr eigenes Jagdrevier zu haben. Hinterblieben sind dann wie hier, ein Jagdschloss und in diesem Fall ein Hostel mit uriger Holzsauna. Ich bin trotz der Hitze mit Baby vorm Bauch immer wieder erstaunt, was sich auf diesen abgelegenen Schären alles findet und wie die Familien früher in dieser rauen Naturidylle ihr Leben bestritten haben.

Es ist gar nicht so einfach von unserer Woche in den Schären zu berichten und jedes Highlight zu erwähnen, ohne mindestens fünf DinA4 Seiten zu füllen, doch unerwähnt darf auf keinen Fall das besonders ausgefeilte Ankermanöver von Philippe bleiben. Dieses Kunstwerk hat ihn bestimmt eine Dreiviertelstunde gekostet, aber es hat sich gelohnt.

Nachdem wir in Nynäshamn einen kurzen Proviantstopp eingelegt haben, führt uns unsere Lotte mit ihrem 13 Meter hohen Mast gerade noch sicher durch den Dragets Kanal. Dieses Schauspiel wollten wir uns auf unserem Weg Richtung Süden nicht entgehen lassen. Die Gewässer nach Nynäshamn sind über enge Sunde zu erreichen und geben einen seeähnlichen Eindruck. Dass es dann noch schmaler wird und die Bäume an den Felskanten unsere Lotte überragen, ist jedoch ein echtes Highlight. Bei so einem engen Kanal darf uns besser kein Boot entgegenkommen.

Unerwähnt darf aber an dieser Stelle auf keinen Fall die Insel Öja bleiben. Auf unserer Reise ist vor allem die Abwechslung das, was unseren Trip so besonders und spannend macht. Die Insel Öja spielte im Kalten Krieg eine wichtige Rolle bei der Verteidigungsstrategie Schwedens. Mit massivem Geschützaufgebot verteilt über das ganze Land, wollte Schweden einer Beteiligung am Krieg verbeugen. Die Strategie ging auf und so blieben die Gefechtsstände bis zum Ende des Krieges ungenutzt. Neben der schönen Natur mit dem kleinen Städtchen Landsort bietet die Insel die einzig verbliebene Gefechtsstation in Schweden. Einen kleinen Eindruck der in den Fels gegrabenen Kriegsmaschinerie bekommt ihr hier:

Mit vielen Badestopps und kleinen Wanderungen nähern wir uns Stück für Stück dem Eingang des Götakanals in Mem. Wir genießen dabei jede, unter Segeln zurückgelegte, Seemeile und erfreuen uns, man glaubt es kaum, an unserem ersten Regentag seitdem wir Ende Mai gestartet sind. Aufhalten tut uns das natürlich trotzdem nicht.

Nach einer langen Zeit in den Ostschären fiebern wir nun etwas Neuem entgegen. Ich bin schon ziemlich aufgeregt, ob wir den Spagat zwischen Baby bespaßen und Lotte schleusen hinbekommen. Aber dazu mehr in unserem nächsten Blog, wenn wir den Start in den Götakanal wagen.

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  1. A&A

    Wieder sehr schöne Bilder 😊 die Drone zahlt sich aus. Ich hoffe du hast ein paar Kletterschuhe dabei, so viele kleine Felsen, wie man dort sieht 😉 Weiterhin eine sehr schöne Zeit und viele Grüße aus der Heimat 👍 A&A

    • Hallo zusammen:-) Mit der Drohne zu fliegen macht wirklich Spaß. Die Kletterschuhe sind daheim geblieben, es gab einfach keinen Platz mehr ^^. Bietet sich hier aber tatsächlich an vielen Stellen an!

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