Auch wenn es gefühlt schon eine Ewigkeit her ist, dass wir euch „mit an Bord“ hatten, wollen wir euch die letzte Etappe unserer Reise nicht vorenthalten. Aus dem verregneten, kalten Deutschland ist es toll, noch ein letztes Mal intensiv an unser Abenteuer zurückzudenken.
Kategorie: Allgemein Seite 1 von 2

Nach unserer wunderschönen Zeit in Norwegen nehmen wir entlang der schwedischen Westküste etwas Geschwindigkeit auf und arbeiten uns in langen Schlägen südwärts.

Nach längerer Funkstille auf unserem Blog, wollen wir euch natürlich die weiteren Highlights aus Norwegen nicht verwehren. Unser Roadtrip war gespickt von wunderschöner Natur und daran anzuknüpfen, so dachten wir, wäre nicht so einfach. Doch weit gefehlt!

Wir fahren durch eine tiefschwarze Nacht. Der Wind pfeift in Böen von bis zu 30 Knoten durch das knarzende Rigg und wir haben uns bei starken Regengüssen unter unserem Cockpitzelt verkrochen. Nachdem uns ein „Kuhsturm“ eiskalt erwischt hat, haben wir die Segel im letzten Moment bergen können, sodass nun der Motor für den nötigen Vortrieb sorgt.

Mit der letzten Schleuse in Sjötorp ist das Kapitel Götakanal schon wieder pasé. Wahnsinn wie schnell die Ereignisse an uns vorüberziehen, von denen wir monatelang phantasiert haben. Den Götakanal haben wir ein wenig erschöpft gemeistert und freuen uns nun endlich mal wieder etwas zu segeln. Wir kreuzen gemütlich über den Vänern, bis wir den wilden Djurö Nationalpark als Tagesziel erreichen. Diese abgelegene Inselwelt inmitten des Vänern hat viel zu bieten und lässt sich über markierte Wanderwege prima erkunden.

Mem- das Tor zur Welt. Oder auch nicht… aber zumindest für uns das Tor in eine neue Herausforderung.

Philippe steuert vorsichtig auf den Absprungsteg zu. Unsere Lotte hat sich bis auf einen halben Meter dem Steg genähert, ich springe mit zwei Leinen über Bord und gehe plötzlich mit dem Boot Gassi. Während Philippe das Boot behutsam in die Schleuse fährt, gehe ich parallel mit zwei Leinen an Land die Schleusenmauer hinauf, um unsere Lotte an den Ringen an Land zu befestigen. Von außen muss es ein bisschen so aussehen, als würde ich ein Pferd longieren. Jetzt beginnt die eigentliche Aufgabe. Nachdem die Ringe an Land belegt sind, ist für mich die meiste Arbeit getan. Ich habe definitiv den Quatschjob, bei dem ich mich Schleuse für Schleuse mit den Schleusenwärter*innen oder „Mitschleuser*innen“ unterhalte.

Wo soll ich nur beginnen zu berichten? Man hat uns schon früh gesagt, dass das Stockholm Archipel genug Ankerplätze und Erkundungsmöglichkeiten für ein ganzes Leben bietet und so kommt es uns auch vor. Nachdem wir Stockholm verlassen haben und wieder entlang der Waterfront die Stadt verlassen, sind wir erleichtert so viel erledigt zu haben und gleichzeitig gespannt auf die Natur.

Die ersten Tage in den Schären haben wir sehr genossen. Endlich konnte in dem angenehm erfrischenden Wasser bei einer Temperatur von ca. 18°C ausgiebig gebadet werden und wir lagen häufiger vor Anker als im Hafen. Einzig das Angelglück blieb bis dahin noch aus und die Hechte, die hier gern auch Schärenkrokodile genannt werden, verschmähten unseren Köder.

Kann man sich einen besseren Geburtstag wünschen als mit seiner kleinen Familie auf einem Segelboot in der Natur, im kleinen Hafen, mit einer unserer bisher schönsten Wanderungen rund Utö, einem Geburtstagstisch und – frühstück (Danke Mama und Papa, danke Philippe!) und leckerem Essen am Abend? Was mich betrifft muss ich sagen, nein. Ein Wehrmutstropfen ist natürlich, dass meine Familie und Freunde nicht da waren, doch das holen wir auf jeden Fall nach!

Wieder einmal stand für uns eine spontane Entscheidung an. Wollen wir die insgesamt 125 Seemeilen Umweg in Kauf nehmen und unser Boot vor die Gewässer Gotlands bringen? Wer meinen Mann kennt, weiß, spontane Reiseplanung ist nicht sein Fall, aber bisher hätten wir mehr Glück mit unserer Routenplanung nicht haben können.
Da die Mitsegler Visby wärmstens empfehlen, checken wir also die Windvorhersagen für die Hin- und Rückfahrt und setzen Kurs auf Gotland.