Nach unserer wunderschönen Zeit in Norwegen nehmen wir entlang der schwedischen Westküste etwas Geschwindigkeit auf und arbeiten uns in langen Schlägen südwärts.

Von Verdens Ende machen wir uns auf den Weg zu den gut 20 Meilen entfernten Koster-Inseln. Das Archipel besteht aus zwei Hauptinseln und einem vorgelagerten Naturschutzgebiet aus hunderten kleinerer Felsinseln, die unzählige Möglichkeiten zum Festmachen bieten.

Diese Inselwelt laufen wir an und es passiert, was irgendwann passieren musste: Wir haben Grundkontakt bzw. wir fahren auf einen Fels. Das Ganze passiert beim Anlegen glücklicherweise so langsam, dass Lisa beim ersten Kontakt noch gar nichts davon merkt und mir die Anweisung gibt nochmal etwas Schub zu geben. Gesagt, getan, und so laufen wir erneut auf. Diesmal ist es eindeutig: Hier ist es zu flach.

Also ziehen wir ein Stück weiter und finden einen schönen Fels in der Abendsonne, der perfekt, fast senkrecht nach unten abfällt. Lediglich das Verlassen des Bootes mit Jannis im Arm stellt sich später als etwas komplizierter dar.

Hier finden wir eine, im Vergleich zu Norwegen, komplett veränderte Szenerie vor. Die grauen Felsen, in deren Spalten lediglich etwas Gras gedeiht, verleihen der Landschaft einen rauen und urtümlichen Charakter. Nach den grün bewachsenen Schären in Norwegen haben wir das Gefühl auf einem fremden Planeten gelandet zu sein. Nicht nur die Kargheit, sondern auch die Menschenleere hat definitiv etwas Gruseliges.

Bevor wir die Inselwelt von Koster am nächsten Morgen bei frischem Winde aus Nordwest in Richtung Süden verlassen, möchten wir noch einen Blick in die Unterwasserwelt wagen. Philippe schlüpft also in seinen Neopren und springt in das 16 Grad kalte Wasser. Nach ein paar Minuten ist er, etwas resigniert, bereits wieder zurück. Es scheint, dass der Spätsommer nicht die beste Schnorchelsaison ist. Die Sichtweite ist bescheiden und die Bewohner der Unterwasserfelsen sind ebenfalls nicht anzutreffen.

Zu allem Überfluss erleben wir hier beim Ablegen von der Schäre noch unser erstes „fast“ Mann über Bord Ereignis. Philippe klariert die Leinen an Land und macht sich bereit zum Sprung auf den Bug. In der Zwischenzeit vertreibt der Wind Lotte jedoch um einen halben Meter und der beherzte Sprung endet für Philippe im Wasser. Noch im letzten Moment bekommt er den Bugkorb zu fassen und kann sich aus eigener Kraft wieder an Bord bringen. Da zahlt sich das Bouldern bzw. Klettern doch aus. Nach dem ersten Schrecken und Anschiss über die Leichtsinnigkeit beim Ablegen, ist das nach nur zehn Minuten einen Lacher wert.

Unser nächstes Ziel ist die pitoresk gelegene Hafenstadt Fjaellbacka. Auf dem Weg dorthin verbringen wir noch einen schönen Tag an der Schäre Ulsholmen und genießen den dortigen Strand. In Fjällbacka angelangt, merkt man, dass die Saison hier bereits vorbei ist. Es sind lediglich einige deutsche Schiffe in der Marina und man rechnet nicht mehr damit, dass jetzt noch jemand Wäsche wäscht. Glücklicherweise finden wir aber doch noch eine Lösung und können mit noch aufgehängter klammer Wäsche an Deck und reichlich kritischer Blicke den Hafen wieder verlassen.

Unser nächstes Ziel ist die der Küste vorgelagerte Schäre Värderöana. Kurz nachdem wir in einem engen Kanal direkt am Fels angelegt haben, brechen wir zu einer unserer Erkundungstouren auf. Es ist Wochenende und so liegen hier bei traumhaften Wetter viele Schweden im Naturhafen und genießen die natürlich angelegten Wanderwege über die Schäre mit den nicht weit entfernten Robben.

Wir spüren deutlich, dass die Saison sich langsam dem Ende nähert. Die Temperaturen verlangen tatsächlich das erste Mal nach einer Jacke und die süßen Städtchen an der schwedischen Westküste liegen etwas ausgestorben da. Nichts desto trotz lassen wir es uns gut gehen und gönnen uns eine Portion der leckeren Jungfruhummer (dt. Kaisergranaten).

Von dem angekündigten Charme der schwedischen Westküste wurden wir ehrlicher Weise noch nicht ganz erfasst. Vielleicht liegt es an den Massen an atemberaubenden Eindrücken unserer bisherigen Reise, den kühleren Temperaturen und wechselhafterem Wetter oder dem Wissen, dass wir schon sehr bald wieder in Fehmarn einlaufen werden.

In Åstol, aber vor allem in Stora Dyrön packt uns das (Pilz-)Fieber. Bei einer wunderschönen Wanderung über die Schäre Stora Dyrön werden wir nicht nur mit herrlichem Ausblick, sondern auch mit leckeren Steinpilzen belohnt. Wir waren schon enttäuscht, die Pilzsaison in der Heimat zu verpassen, dass uns eine schwedische Schäre dann aber noch eine solche Vielzahl von knackigen Steinpilzen beschert, hätten wir nicht erwartet.

Auf Stora Dyrön hätte ich gerne noch etwas mehr Zeit verbracht. Die Schäre hatte noch wesentlich mehr zu bieten, als in unserer kurzen Zeit zu besichtigen war. Aber dann hat man schließlich einen Grund zurück zu kommen.
Die schwedische Westküste steht auf jeden Fall nochmal auf unserer Liste. Uns wurde häufig angekündigt, dass die Westküste im Vergleich zur Ostküste schöner sei. Trotz vieler toller Erlebnisse hier, können wir das noch nicht ganz nachvollziehen, freuen uns aber auch schon sehr auf ein nächstes Mal und lassen uns dann gerne eines Besseren belehren.

Als nächstes segeln wir dann zur einsam im Kattegat gelegenen Insel Anholt. Von dort geht es via dem kleinen Belt und der dänischen Südsee zurück nach Fehmarn. Eigentlich dachten wir, dass dieser Abschnitt nur noch „Meilenschrubben“ sein würde, jedoch haben wir diese letzten Wochen sehr genossen. Mehr davon im nächsten und leider letzten Blog unserer Reise.