Nach längerer Funkstille auf unserem Blog, wollen wir euch natürlich die weiteren Highlights aus Norwegen nicht verwehren. Unser Roadtrip war gespickt von wunderschöner Natur und daran anzuknüpfen, so dachten wir, wäre nicht so einfach. Doch weit gefehlt!

Philippe hat mal wieder der Ehrgeiz gepackt. Auf einem einschlägigen Outdoorportal hat er eine Wanderung mit dem Titel „Abenteuer im Fagerfjell“ gefunden. In der einzigen Bewertung steht jedoch, der Weg sei nicht passierbar. Perfekt! Genau die richtige Herausforderung für eine dreiköpfige Familie mit Baby. Dass die Wegmarkierungen nur schlecht einsehbar sind und man nach einem Regentag bis zur Hüfte im Schlamm stecken bleibt, hat er mir dabei mal wieder verschwiegen. Doch wer nicht genauer hinterfragt, bekommt halt auch keine Antwort. So ist das eben bei Familie Jardin. Die Wanderung führt uns durch eine traumhafte Fjell-Landschaft, wobei sich die Wegführung durch das teilweise hüfthohe Gras tatsächlich sehr schwierig gestaltet. Immer wieder verlieren wir den nur spärlich markierten Weg und müssen uns durchs Unterholz durchschlagen. Insgesamt ein tolles Erlebnis und dem Titel „Abenteuer im Fagerfjell“ ist nichts hinzuzufügen. Lediglich die Bewertung „nicht passierbar“ war erwartungsgemäß etwas irreführend ;-).

Der Gedanke sich nach Mandal auf den Rückweg zu machen und damit den Umkehrpunkt unserer Reise festzulegen, kommt uns zu diesem Zeitpunt zu früh vor. Also segeln wir noch einen weiteren Tag gen Westen bis kurz vor Lindesnes. Wir ankern in einem, seit hunderten von Jahren existierenden, Naturhafen für große Segelschiffe direkt am Fels. Von hier aus können wir noch eine kleine Klettertour zum höchsten Punkt der Schäre machen, wo wir eine in den Fels gemeißelte Kompassrosen finden und mal wieder mit einem atemberaubenden 360° Blick belohnt werden. Dass dies der Wendepunkt unserer Reise ist, nehmen wir nur schweren Herzens an!

Ein Trostpflaster ist dabei unser Plan, unsere Freunde aus Kristiansand erneut zu treffen. Wir verabreden uns an einem Ankerplatz, den wir auf dem Weg nach Mandal bereits kennen gelernt haben und docken unsere Boote für zwei super Tage aneinander. Die Männer versuchen sich dieses Mal beim Klettern am Fels, wir genießen ein wunderbares Abendessen mit selbst geangeltem Fisch und beobachten wie von ihnen eine neue Folge Tut&Bert, ein Kanal für Kinder die das Segeln entdecken möchten, für YouTube gedreht wird.

In der Zeit nach unserem Treffen kommt es mir so vor, als würde die Zeit regelrecht verfliegen. Unser Speed nimmt deutlich zu und wir segeln in Richtung der schwedische Küste vorbei an Kristiansand. Unseren eigentlichen Plan noch einmal über den Skagerak zu segeln, verwerfen wir schnell bei den vorherrschenden Wind- und Wellenvorhersagen. Wir machen Halt in Grimstadt und Risør. Beide Städte gefallen uns sehr gut. Sie versprühen ein gemütliches Flair in dem man sich sehr wohl fühlt. Sicherlich ist es im Hochsommer hier noch deutlich voller.

Den Leuchtturm vor Grimstad passieren wir nur mühsam, da wir gegen den Strom kreuzen müssen. Direkt vor der norwegischen Südküste läuft diese Strömung kontinuierlich nach Westen, sodass es bei schwachen Winden häufig besser ist, sich durch die Sunde im Landesinneren zu schlängeln und so den Strom so zu umgehen. Sie versprühen zudem den typisch skandinavischen Charme und wir malen uns häufig aus, wie es wäre, ein kleines Ferienhäuschen mit uriger Sauna, einem eigenen Steg und Strand an der norwegischen Küste zu haben. Träumen darf man ja…

Bei all den Träumereien wollen wir euch aber auch nicht vorenthalten, dass es nur wenige, ganz ruhige Momente unterwegs gibt. Unser Sohn ist inzwischen ziemlich mobil und braucht viel Bewegung. Deshalb sind solche Momente wie hier zu sehen sind sehr selten. Jannis schläft, der Autopilot steuert und wir genießen bei einem Kaffee die Meeresbrise und das immer noch traumhafte Wetter.

Wir laufen immer wieder wunderschöne Ankerplätze an, erfreuen uns, dass der Anker uns bis dato noch nicht im Stich gelassen hat und genießen die Natur. Auch hier in Norwegen folgt ein Highlight auf das Andere, sodass es uns manchmal etwas schwer fällt alle Momente voll und ganz aufzusaugen. Erst im Nachhinein, beim Betrachten der Fotos, wird einem dann klar in was für einem Paradies man hier unterwegs gewesen ist.

Im sehr gemütlichen Nevlungshavn verweilen wir zwei Tage und wandern zu Steingräbern, die der Eisenzeit zugeschrieben werden. Sie liegen auf einem „Ra“, was so viel wie Schotterrücken bedeutet. Mølen ist dabei ein Teil der Ra, […] „einer der größten zusammenhängenden Endmoränen Norwegens.“

Unser nächster Halt führt uns zu einem Steg am Fels in der Nähe von diesem wunderbaren Strand. Wir nutzen die Gelegenheit, um Jannis Platz zum krabbeln zu geben. Dass uns Jannis an diesem Tag den Hintern rettet und unsere geheime Verlustliste nicht noch länger werden lässt, dürfen wir euch nicht vorenthalten. Als junge Eltern sind wir ehrlicherweise froh, wenn das Kind endlich mal schläft. Sobald Jannis also die Augen zu hat, legen wir einen Schalter um und versuchen zu entspannen. Bei herrlichem Wetter und schlafendem Kind nutzen wir die Gelegenheit und dösen ebenfalls ein bisschen am Strand. Dass das aufwachende Kind meinen Mann dazu bringt wie David Hasselhoff in Baywatch höchstpersönlich einen Sprint samt Striptease und Kopfsprung ins arschkalte Wasser zu machen, belustigt uns noch mehrere Tage danach. Während wir so schön gemütlich in der Sonne braten, hat unser Dinghy entschieden schon mal die Weiterreise ohne uns anzutreten. Nur eine Minute später und wir wären definitiv auf fremde Hilfe angewiesen gewesen. Aber durch den beherzten Baywatch- Sprint, ergab die Rettungsaktion für unser Dinghy ein Bild für die Götter, als Philippe splitterfasernackt zurück mit unserem Beiboot am Strand anlandete. Danke Jannis!

Unser letzter Halt in Norwegen ist Verdens Ende und damit ist der Name Programm. Der Hafen und die Sanitäranlagen sind sehr ansprechend, aber warum dieser Ort ein absoluter Touristenmagnet ist, können wir nicht ganz nachvollziehen. Die clevere Werbeaktion des Restaurants vor Ort macht das errichtete Leuchtfeuer zum Fotomotiv Nummer 1. Dass wir beim Auslaufen aus dem Hafen mit dutzenden von Drachen am Himmel aus Norwegen verabschiedet werden, lässt uns ein weiteres Mal über Land und Leute staunen und wir nehmen den persönlichen Gruß der norwegischen Schulklassen gerne an. Unserer Meinung nach hätte es auch eine Nummer kleiner sein können, aber die Norweger kamen uns schon zu Beginn sehr gastfreundlich vor.

Wir sind sehr traurig, dass wir nicht mehr Zeit in diesem wunderschönen Land verbringen konnten. Die Bilder lassen uns immer wieder staunen und wir sind uns ganz sicher, dass dies nicht der letzte Törn in Norwegen für uns war. Ab jetzt geht es entlang der schwedischen Küste wieder gen Süden. Davon mehr im nächsten Blog!